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Massentierhaltung – nein danke!

Avatar of schmitz 11. März 2022, Lifestyle , Engagement, Nachhaltigkeit

Alle wissen Bescheid, niemand findet sie gut: Massentierhaltung. Und doch unterstützen viele Menschen sie durch ihre Ernährungsgewohnheiten. Nur durch ein bewusstes Konsumverhalten kann es der Tierschutz bis auf unsere Teller schaffen.

Am Dienstag, den 15.03., ist Weltverbrauchertag. Internationale Verbraucherorganisationen machen an diesem Aktionstag seit 1983 alljährlich auf die Rechte und Bedürfnisse von Verbraucherinnen und Verbrauchern aufmerksam. Eine gute Sache, aber auch ein Dilemma. Denn die Rechte und Bedürfnisse des Menschen sind oft unvereinbar mit den Rechten und Bedürfnissen von Schweinen, Kühen, Geflügel und anderen Nutztieren. 

Warum unsere Nutztiere alle ziemlich „arme Schweine“ sind

Weil Schnitzel und Steaks, Wurst, Käse, Eier und andere tierische Produkte so gut schmecken, verdrängen wir allzu leicht, was sich im Hintergrund abspielt. Der Tierschutzbund fasst zusammen, was allgemein bekannt ist: „Die Tiere werden auf engstem Raum und in reizarmer Umgebung gehalten, in Käfigen (Legehennen, Kaninchen), in Ställen ohne Tageslicht (Puten, Masthühner), in Anbindehaltung (Milchkühe) oder in kleinen Buchten oder sogar Kastenständen (Sauen).“ 

Was nicht passt, wird passend gemacht: Rindern werden die Hörner weggebrannt, Geflügel die Schnäbel gekürzt und Ferkeln die Schwänze kupiert (sprich: abgeschnitten) – alles mit dem fragwürdigen Argument, dass die Tiere vor sich selbst geschützt werden müssten. Dagegen ist einzuwenden, dass die Tiere sich bei einer artgerechten Haltung wohl erst gar nicht gefährden würden. 

Zumindest die betäubungslose Ferkelkastration ist in Deutschland seit Anfang 2021 und auch das Töten männlicher Küken („Kükenschreddern“) ist seit Anfang 2022 verboten. „Das bedeutet aber nicht“, schreibt die Verbraucherzentrale, „dass für deutsche Eier keine Eintagsküken mehr getötet werden. Teilweise schlüpfen die Tiere im Ausland, bevor sie dann in Deutschland zum Eierlegen gehalten werden.“

Aktuelle Haltungsform-Kennzeichnung ist zu wenig aussagekräftig

Seit April 2019 gibt es in Deutschland ein einheitliches Label des Handels. Es wurde ins Leben gerufen von „Haltungsform.de - Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH“ und gibt anhand der Stufen 1 bis 4 Aufschluss über die Haltungsform des Tieres, wobei die Stufen 3 und 4 für bessere Tierhaltungsbedingungen stehen:

          Stufe 1 = Stallhaltung
          Stufe 2 = StallhaltungPlus
          Stufe 3 = Außenklima
          Stufe 4 = Premium

Seit Januar 2022 ist die vierstufige Haltungsform-Kennzeichnung nicht nur auf Fleisch und Fleischwaren, sondern auch auf Milch und Milchprodukten finden. Allerdings muss man wissen, dass es sich hier nicht um eine staatliche Tierwohlkennzeichnung handelt, sondern um eine freiwillige Initiative des Handels mit selbst gewählten Standards. 

Daher weist die Verbraucherzentrale berechtigterweise darauf hin: „Ob es den Tieren tatsächlich gut gegangen ist, darüber macht die Haltungsform-Kennzeichnung keine Aussage. Denn mehr Platz und Einstreu im Stall sind noch kein Garant für mehr Tierwohl. Um echte Orientierung und Verlässlichkeit beim Einkauf von Fleisch aus besserer Tierhaltung mit mehr Tierwohl zu geben, braucht es schnell eine staatliche Tierwohlkennzeichnung mit Kriterien deutlich über dem gesetzlichen Mindeststandard.“ 

Tierwohl hat seinen Preis

Neben dem Haltungsform-Label gibt es viele weitere Gütesiegel, die Bio-Qualität und damit einhergehend mehr Tierwohl versprechen. Einige davon erfüllen die Erwartungen der Verbraucher, andere nicht. Eine Übersicht und weitere Informationen über Gütesiegel und Lebensmittelkennzeichnungen gibt es hier und hier. Wofür man sich auch entscheidet – Erzeugnisse aus artgerechter Haltung kosten nun mal mehr als Produkte aus Massentierhaltung. 

Wir alle können durch ein bewusstes Konsumverhalten einen kleinen Beitrag zu mehr Tierwohl leisten. Je weniger tierische Produkte wir essen, desto besser. Das gilt übrigens nicht nur für Fleisch und Fisch (auch hier gibt es Massentierhaltung bzw. Überfischung), sondern auch für Milchprodukte und Eier. Denn auch die vegetarische Ernährungsweise schadet Tieren in Massentierhaltung: Milchkühe und Legehennen leiden nur länger als die Tiere, die früher geschlachtet werden.

Was man tun kann

  • Dort kaufen, wo man die Haltung der Tiere überprüfen kann, z. B. auf Bauernhöfen in der Nähe.
  • Sich über seriöse Gütesiegel informieren und entsprechend gekennzeichnete Erzeugnisse kaufen.
  • Bedenken, dass in vielen verarbeiteten Produkten auch Fleisch, Eier oder Milcherzeugnisse aus Massentierhaltung verwendet werden – und gegebenenfalls die Finger davonlassen und selbst mit ausgewählten Zutaten kochen.

Natürlich ist ein solches Konsumverhalten „tierisch teuer“ und man muss sich diesen Luxus auch leisten können. Aber vielleicht lässt sich ja doch im Alltag hier und da ein bisschen mehr (möglichst regionales und saisonales) Gemüse in den Speiseplan einbauen. Das ist gesünder, nachhaltiger (weil besser fürs Klima) und meistens auch tierisch lecker.

Mehr über nachhaltige Ernährung gibt’s im nächsten Beitrag!